Domberg, Erfurt
Dom
Eingeschlossen in die Tasten und Registerzüge,
Gegossen in die Rüstung zweier Suiten,
Formen ihre Gliederflüge Fugen auf der Brüstung
Und führen über Riten hin zu Riten.
Dröhnend wirft sie sich an hundert Fensterscheiben,
Bis dass das Kreuzgerippe trippelnd auf den Boden schneit.
Gellend lässt sie Schwingungen an Deckenbögen reiben
Und bläst wie Frost durch alle Heiligkeit.
Severikirche
Nahebei hebt ihr Pendant Kantaten zur Empore.
„Ich ruf zur dir,“ knarrt jede Bank, „ich bitt“.
Und etwas Grobes pocht mit seinen Schultern an die Tore,
An deren Riegel alle Meister niedersanken. Mit
Inbrunst tritt er gegen die Pedale,
Ein Fötus, der hinaus ins Weiche stößt.
Vor seinem Furor quellt und wölbt sich das Sakrale
Und niemand kommt, der seine Bande löst.
Domplatz
Zuzeiten aber hält man plötzlich inne
Und lauscht. Und spielt. Und stoppt. Und lauscht. Und bangt,
Ob man das Andre hört, das gegenüber musiziert.
Und jeder wird dabei zu Thisbe, die berauscht
Von Minne an die Steine langt
Und die hell jauchzt, wenn ihre feine Hand vibriert.